Das Lehrerzimmer

Das Lehrerzimmer

Der neue Film von İlker Çatak über eine engagierte Lehrerin, die an ihrem eigenen Anspruch zu scheitern droht, ist eine fesselnd erzählte Parabel über den Zustand unserer Gesellschaft – die Schule als Mikrokosmos und das Lehrerzimmer als der Ort, wo alle und alles zusammenkommen. Ausgezeichnet mit fünf Deutschen Filmpreisen!

Das Lehrerzimmer

Carla Nowak, eine engagierte Sport- und Mathematiklehrerin, tritt ihre erste Stelle an einem Gymnasium an. Im neuen Kollegium fällt sie durch ihren Idealismus auf. Als es an der Schule zu einer Reihe von Diebstählen kommt und einer ihrer Schüler verdächtigt wird, beschließt sie, der Sache eigenständig auf den Grund zu gehen. Zwischen empörten Eltern, rechthaberischen Kollegen und angriffslustigen Schülern versucht Carla zu vermitteln, wird dabei jedoch schonungslos mit den Strukturen des Systems Schule konfrontiert. Je verzweifelter sie sich bemüht, alles richtig zu machen, desto mehr droht die junge Lehrerin daran zu zerbrechen.

Das Lehrerzimmer

Mit DAS LEHRERZIMMER gelingt dem preisgekrönten Regisseur Ilker Çatak (ES GILT DAS GESPROCHENE WORT) ein elektrisierendes Werk über den Mikrokosmos Schule als Spiegel unserer Gesellschaft. Leonie Benesch (DER SCHWARM, DAS WEISSE BAND) kreiert durch ihre fesselnde Darstellung einer jungen Pädagogin, die mehr und mehr zwischen die Fronten gerät, eine dichte Atmosphäre, die von Anfang an in den Bann zieht. Anhand ihrer Geschichte hinterfragt der Film auf kritische Weise unsere aktuelle Debattenkultur und entfacht somit eine grundlegende Diskussion rund um Wahrheit und Gerechtigkeit.

Mit sehr viel inszenatorischem Geschick fängt der Berliner Filmemacher İlker Çatak, der mit jedem Film sicherer und souveräner zu werden scheint, die durch Aggressionen und Vorurteile aufgeheizte Atmosphäre einer dysfunktionalen Aufregungsgesellschaft ein. Das ist entlarvend und extrem spannungsgeladen, dank Leonie Benesch und ihrem subtilen Spiel aber auch streckenweise sehr zu Herzen gehend, kurz: ein toller Film, unbedingt sehenswert!
programmkino.de

Auszeichnungen

Deutscher Filmpreis 2023
— Bester Spielfilm
— Beste Regie
— Bestes Drehbuch
— Beste weibliche Hauptrolle
— Bester Schnitt
Berlinale 2023
— Europa Cinemas Label
Oscars 2024
— Bester internationaler Film (Nominierung)

Filmografie İlker Çatak (Auswahl)

2017
Es war einmal Indianerland
2019
Es gilt das gesprochene Wort
2021
Räuberhände
2023
Das Lehrerzimmer

Bewertung der FBW-Jugend Filmjury

Gesamtbewertung:

intensiv:
anregend:
vieldimensional:

Gibt es irgendwen, der keine schlechten Erinnerungen an die eigene Schulzeit hat?

Und trotzdem schrillen seit je her deutschlandweit jeden Tag die gleichen zehntausenden Schulglocken für 11,1 Millionen Schüler:innen erbarmungslos. Lehrermangel, fehlender Fortschritt, alte graue Gebäude, das sind Dinge, die man oft mit Schule verbindet. Und immer ist da dieses mulmige Gefühl, die Angst, am Lehrer:innenzimmer zu klopfen. Denn das ist der Raum der Machthabenden, die einen als Schüler:in von der Schule werfen oder Sitzenlassen können, die einen über lange Jahre im Griff haben.

DAS LEHRERZIMMER zeigt, worüber in der Schule nicht gesprochen wird. Zwischen den Zeilen versteckt, aber bedingungslos verständlich. Wieso reden, wenn sowieso niemand etwas sagt? Was wird von einem erwartet und wieso? Wie entstehen Gerüchte? Und wie schnell kann ein kleiner Zwischenfall drastische Auswirkungen haben.

Eingeengt nicht nur im Gefängnis Schule, sondern auch in einem kompromisslosen 4:3 Format ist DAS LEHRERZIMMER ein nervenaufreibendes Drama und zur gleichen Zeit auch ein dramatischer Thriller. Die Grenzen der Genres verschwimmen dabei in diesem packenden und dichten Film, voller subtiler Metaphern und vieler Facetten des Schulalltags, auch aus den Augen der Schülerschaft. So eine authentische Wiedergabe unseres Alltags sieht man selten. Gerade zur Zeit ist es wichtiger denn je, sich mit gesellschaftlichen Strukturen auseinanderzusetzen, zum Beispiel mit dem Schulsystem, um uns auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten.

Hier wirkt es zum Glück so, als hätte man sich etwas mit der Schülerschaft gemeinsam überlegt, nicht schlicht über sie hinweg entschieden, wie es in der Schule normalerweise üblich ist. Das Wetter draußen als Spiegelbild der Emotionen drinnen ist dabei ein genauso feines Detail dieses Filmes wie das ambivalente Ende. Die Zuschauerschaft wird von diesem Film ernst genommen, auch das ist heutzutage nicht mehr komplett üblich. Ein solcher Film steht und fällt mit seinem exzellenten Schauspiel, das ihn hier thronend aus dem Raum trägt. DAS LEHRERZIMMER geht alle etwas an. Deswegen stehen wir in der Verantwortung, den Dialog zu führen, ansonsten bleibt alles gleich. Ansonsten wird über unsere Köpfe hinweggeredet, so wie in der Schule.

zur Begründung der FBW-Jugend Filmjury